Erklärende Einleitung.
Die vorliegende Arbeit soll zunächst nur ein Versuch sein: wie der Titel besagt,
die Geschichte unsrer deutschen Litteratur und den Einfluß fremder
Litteraturen auf ihren Verlauf, vom Beginn einer schriftlichen Ueberlieferung an,
durch graphische Darstellung übersichtlich zu machen. Es kann
auch nur ein Versuch sein, denn ihre absolute Lösung in derartiger
Fassung wäre wissenschaftlich nur möglich in detailliertester Specialzeichnung,
und eine solche hinwiederum nur auf Grund endgültig abgeschlossener
Resultate umfassendster Quellenforschung. Diese aber steht hier trotz der
unvergleichlichen Ergebnisse, zu denen sie in dem kurzen
Zeitraum vielleicht der letzten 75 Jahre gekommen ist, doch noch vor
vielen Lücken, namentlich was die ältere Zeit anbelangt. Es konnte sich deshalb auch nicht darum handeln, der Stellung jedes einzelnen Dichters
gerecht zu werden, oder noch weniger den einzelnen Werken jedes Einzelnen, inwieweit sie diese oder jene fremde Einwirkung aufweisen.
Dergleichen graphisch zu fassen in einer Darstellung der Litteratur von ihrem Anfange
an, wäre ein ebensolch Ding der Unmöglichkeit, als von einem Zeichner, der eine
Straßenperspektive gibt, zu verlangen, er habe auch die innere Architektonik der einzelnen Häuser sichtbar zu machen.
Beim Blick auf ein Ganzes, besonders auf eine ganze Entwickelung verschwindet
das Zustandekommen des Einzelnen. Dieses selbst aber ergibt durch
vorwaltende Aehnlichkeit oder Verschiedenheit in einer Vielheit von
Erscheinungen die Grundstimmung des Gesamtbildes. Man wird den Stil
eines Platzes zweifellos allgemein mit Renaissance bezeichnen, auch wenn selbst
zwei Fünftel der Gebäude eklektischer Bauart sind. Die Ausnahme, das
Verschiedene tritt zurück, wodurch sich eine feste, so oder so getönte Anschauung
gestaltet. So kam auch für die nachfolgende Darstellung nur ein der jeweiligen
Gegenwart gewissermaßen entfernter und mehr Jahrzehnte überblickender Standpunkt in
Betracht. Aus ähnlichen Gründen mußte die Mündung eines
Zuflusses da geschehen, wo sich etwa die betreffende fremde Einwirkung in unsrer
Litteratur äußert. Daß hierbei nicht mit Monaten gerechnet werden
konnte, daß oft Jahre, ja Jahr zehnte streitig waren, braucht kaum bemerkt
zu werden. Es lag mir namentlich daran, den Charakter der
verschiedenen Perioden hervortreten zu lassen, die größeren Strömungen
zu skizzieren, wie sie auftauchen, sich verlaufen oder verdrängt werden. Mathematisch ist dergleichen freilich nicht zu fixieren; denn geistige
Bewegungen lassen sich nicht in absolute Zahlen grenzen, es sind Prozesse, keine
Produkte, und in fortwährender Umbildung begriffen. So konnte sich
auch eine Zeichnung derselben häufig nur an eine mehr oder minder glücklich getroffene Schätzung halten; wird ja doch selbst die strengste
Karte von Meeresströmungen z. B. nie absolut nach einzelnen Wellen zu rechnen im
stande sein, so wenig als sich eine Isothermen- oder Isonephentabelle nach
einzelnen Luftteilchen oder Feldsteinen abzirkeln läßt.
Die Tafel soll vor allem zu einem Ueberblick über das Große und Ganze dienen, zu
einer Veranschaulichung des Gesamtverlaufs unserer Dichtung und
möchte besonders darüber orientieren, wo die einzelnen Epochen ihre Ideale suchten,
woher ihre Befruchtung kam, ob sie sich mit ihrem Geschmacke der
Litteratur eines andern Volkes zuneigten, oder aber ob sie sich von einer
Nachahmung fremder Art und Weise frei zu machen trachteten. Die
Intensität solch jeweiligen Einflusses und sein Verrinnen ist durch zu-
und abnehmende Dichtigkeit der Striche dargethan; wo mehrere
Geschmacksrichtungen sich geltend machten, erhellt ein Blick auf die Tafel von
selbst. Im siebzehnten Jahrhundert z. B. kreuzen sich die verschiedensten Einwirkungen in wirrem Durcheinander und gönnen einer
unbeeinflußten Produktion so gut wie keinen Raum, bis nach und nach alle
Trübungen sich wieder verarbeiten, versickern, und der Strom sich zu Ausgang des
achtzehnten Jahrhunderts zu ruhiger Klarheit und Reinheit durchwindet.
Auch unsere deutsche Dichtung aber ist wieder nur ein Teil der Weltlitteratur.
Wirklich vollständig wäre diese Arbeit daher erst, wenn sich ihr
links und rechts eine ähnliche Darstellung wenigstens der französischen und
englischen anschlösse, so daß sich ein Gesamtblick ermöglichte über
die Wechselwirkungen des ganzen poetischen Lebens dieser drei kulturell bedeutsamsten
Völker des modernen Abendlandes, der für eine Darstellung der
Weltlitteratur nicht allein von größtem Interesse, sondern auch von grundlegender
Wichtigkeit wäre. So trefflich und dankenswert alle Werke, welche
eine Geschichte der Weltlitteratur geben, und so anerkennenswert das Bestreben ihrer
Autoren, einen Zusammenhang festzustellen, so fehlt dabei doch immer der große
alles unter sich einende Horizont eines allgemeinen, wenn auch verschieden
beleuchteten Firmaments. In all diesen Werken sind die einzelnen Litteraturen
fast immer einzeln behandelt, abgesehen von meist nur als Nebensache bemerkten
Beziehungen, und nicht als das, was sie sind, als Teile, Bruchstücke einer ganzen,
obwohl auf- und niederschwankenden, doch stetig fortschreitenden
Menschheitsentwickelung in dichterischem Ausdruck. Wenn irgend etwas, so zeigt die
Dichtung eines Volkes dessen wahrstes, tiefinnerstes Seelenleben,
sein Ideal und seine Kultur; die politische Geschichte desselben dagegen
mehr das Ringen, diesem gerecht zu werden, es zu verwirklichen. Daß
dabei das eine Moment gegen das andre zeitweilig vorauseilt oder zurücktritt, erklärt sich aus denselben
natürlichen Bedingungen, unter denen sich dieser Kampf zwischen Ideal und
Wirklichkeit im einzelnen Individuum abspielt. Die Resultate einer derartigen
Zusammenfassung wären bedeutend genug. Dann aber Verlieren alle Darstellungen
der Weltlitteratur auch dadurch wieder ziemlich an Faßlichkeit, daß, wie dies
allerdings nicht anders geht, die einzelnen Völker eben nacheinander behandelt werden müssen. — Im allgemeinen jedoch mangelt ebenso auch unsern nur
deutschen Lehr- und Schul-Litteraturgeschichten ein das Ganze zwingender Gesichtspunkt. Sie geben die äußeren Thatsachen und Daten, aber
ohne Uebersichtlichkeit, ohne Entwickelung. Mit bloßem Zusammenfassen und
Nebeneinanderstellen der einzelnen Perioden und Bewegungen ist, namentlich dem
Lernenden, nicht viel geholfen; wenn er bei Herder angelangt ist, findet er
nicht mehr zu Veldeke zurück. Es fehlt ein Faden, der durch das Ganze leitet und eine
Orientierung ermöglicht. Scherer versuchte ein Solches mit seiner Wellentheorie.
Mag dieselbe immerhin auch mehr phantastisch als objektiv-wissenschaftlich sein, so wird sie doch jedem, der sie sich ein einziges Mal klar
gemacht, treu im Gedächtnis haften und ein fester Maßstab sein. Es
ist dabei dies eine schwerwiegende Moment, das eben nicht als bloß zu
verlachende Phantasie anzusehen ist: daß diese Theorie, wenn schon mit
Zwang, doch das ganze große Gebiet unter einen einheitlichen Gedanken spannt,
und so eine Uebersicht gestattet, die sonst eben nicht da ist. Was er
gewollt, war schließlich dasselbe, wenn die Parallele erlaubt ist, was für die
Sprache Grimm durch sein Gesetz der Lautverschiebung gefunden hat.
Es mag überraschend sein, wie viel fremde Elemente in unsrer Dichtung wirksam
wurden und waren; dabei aber darf nicht vergessen werden, daß ein Strom nicht
bloß Oberfläche hat, sondern auch Tiefgang und diese fremden Elemente nach ihrer
Einmündung nicht solche blieben, so wenig, als etwa die Mosel bei ihrem Einfluß in
den Rhein Mosel bleibt, sondern sich sofort vermischten und dadurch eine
zeitweilige Färbung des Hauptflusses veranlaßten, die sich aber allmählich verlief.
Unsere Dichtung ist deshalb nicht weniger unsere Dichtung und nicht weniger deutsch; der Rhein wird immer der Rhein sein und nicht bloß
dem Namen nach, obgleich er sich nur aus den Gewässern von hundert andern Bächen und Flüssen zusammensammelt und vertrocknen
würde, falls diese versiegten. Wenn Gottfried von Straßburg z. B. zu An
fang des dreizehnten Jahrhunderts auch nach dem Französischen des
Thomas von Bretagne schrieb, Wolfram von Eschenbach meist nach Chrêtien de
Troyes arbeitete, so sind Tristan und Parzival demungeachtet unser
geistiges Eigentum und verliert weder jener noch dieser an historischer
Bedeutung, denn sie schufen Vorbilder, an welche spätere Zeiten,
der fremden Quelle vergessend, nun unmittelbar anknüpfen konnten. Auch galt ja der
Satz, daß ein selbstständig schöpferisches Hervorbringen der Dichter
des Mittelalteiss völlig fremd gewesen sei, nie in der schroffen Unbedingtheit,
die er auszudrücken scheint: als ob alle jene Dichter nichts weiter als
mechanische Uebersetzer gewesen.
Der Weg, auf welchem fremde Stoffe, Ideen und Anschauungen bei uns Eingang
fanden und von Einfluß wurden, ist allerdings keineswegs immer der gleiche.
Tritt dabei das eine Mal mehr die politisch-soziale Verbindung der beiden Völker
in den Vordergrund, ist ein anderes Mal die Einwirkung vorwiegend
bloß litterarischer Natur; doch verkettet sich beides meist so eng, daß eine Trennung fast umnöglich ist. So erzieht sich in den Kreuzzügen unser bis
dahin schwerfälliges und unbeholfenes Ritterwesen nach dem Muster des
französischen ganz und gar zu dessen feineren Lebens- und
Gesellschaftsformen, wodurch dann auch die aufs engste damit verbundene und ebenso
schon weit selbständigere und ausgebildetere französische Litteratur den
nachhaltigsten Einfluß gewinnt. Dieser aber ist in vielem wieder ein
völlig andrer als die Einwirkung, welche, abgesehen von der veränderten
ästhetischen Anschauung, sechshundert Jahre später etwa Diderot auf Lessing hatte,
oder als der Einfluß, von welchem Shakespeare auf diesen wurde. Soll
ein Unterschied herausgeklügelt werden, so dürfte sich vielleicht im allgemeinen
unsre Litteratur in den älteren Perioden den fremden Beeinflussungen
gegenüber etwas passiver, in den neueren aktiver entpfangend verhalten.
Wenn aber ferner z. B. zur Sturm- und Drangzeit des vorigen
Jahrhunderts, in der vorwiegend französischer und englischer Einfluß sich
geltend macht, die tabellarsische Zeichnung nur ein schwaches
Durchschimmern reindeutscher Dichtung bemerken läßt, so ist dies doch auch nicht zu
fassen, als ob nun von A bis Z jeder, der überhaupt schrieb, Rousseau oder Shakespeare
excerpiert und nachgeahmt hätte; es ist nur die ganze Periode, welche
sich so charakterisiert. Die Tafel hat ein derartige Irrtümer ausschließendes
Bekanntsein mit unsrer Litteratur zur ersten, selbstverständlichen Voraussetzung. Goethe blieb nicht sein ganzes Leben lang in dem Ideenkreise,
aus dem er seinen Werther herausschuf, und in Schillers Wallenstein wurden ganz
andre Bedingungen wirksam, als etwa in Kabale und Liebe. Im großen und ganzen habe
ich die einzelnen Namen in der Zeit angegeben, welche für die
betreffenden Träger derselben ungefähr den durchschnittlichen Höhepunkt
des Schaffens kennzeichnet. Mag ein solches Verfahren anzufechten sein, so kann ihm, wie ich glaube, doch nicht der Vorwurf der Willkür
gemacht werden. Dem einzelnen Dichter seine richtige Stellung innerhalb des Flusses anzuweisen, in wie weit er unter diesem oder jenem Einfluß
steht, muß dem überlassen bleiben, der sich des Näheren damit beschäftigt hat,
der da weiß, daß Walter von der Vogelweide z. B. nicht mit den Nachahmern der
provençalischen Lyrik geht, sondern daß er gerade, im Gegensatz zu diesen, einer reindeutschen Lyrik Bahn bricht. Aus der
Zeichnung kann sowohl das eine als das andre erlesen werden, doch ist
einem leichteren Zurechtfinden durch möglichst genauen Druck an der entsprechenden
Stelle entgegengekommen. Nur bei den hervorragendsten Ver tretern unserer zweiten klassischen Blütezeit mußte von dem Gesagten abgewichen
werden, da sie eine Entwickelung durchmachten, die bei Dichtern früherer Perioden in diesem Maße beinahe nie zu finden ist. Ich bezeichnete daher bei
ihnen vermittelst kleiner Zahlen nur den erfolgreichen Anfang ihres
Schaffens.
Für den Fachmann sind diese Andeutungen unnötig, für den Laien dürften sie
genügen. Es ist freilich stets eine mißliche Sache, diesen zwei Parteien gerecht
werden zu wollen; dennoch hoffe ich, daß es mir wenigstens in der Hauptsache gelungen, das beiderseitige Interesse zu konzentrieren.
Die Trümmer der gotischen Litteratur wurden nicht berücksichtigt, da sie sich
auf Ulfilas Bibelübersetzung; Bruchstücke eines Kommentars zum
Evangelium Johannis, die sogenannte Skeireins; ein paar Urkunden und ein
Kalenderblatt beschränken. Die Tafel hätte dadurch nur eine zwecklose Vergrößerung erfahren. Außerdem bildet das Gotische wohl die älteste
Ueberlieferung unserer germanischen Sprache, steht aber doch nicht in un
mittelbarem Zusammenhang mit dem Althochdeutschen. Im
allgemeinen habe ich nur die bedeutenderen Denkmäler angeführt. Sämtliche
Titel und Namen zu bemerken, hätte die Uebersicht beeinträchtigt und
wäre unnützes Beiwerk gewesen. Der Fachmann kann, was zu seinem Zwecke fehlt,
leicht einzeichnen, wenn ihm an Vollständigkeit liegt. Diese wäre gewiß
allgemein wünschenswert gewesen, mußte aber im Hinblick auf das Ganze
unterbleiben. Die einzelnen Kreise benennen die beigegebenen Umschriften zur
Genüge. Besonders für die neuere und neueste Zeit wäre es fast unmöglich gewesen, alle Namen zu nennen, selbst nur die hervorragenden. Da aber für
diese Jahrhunderte ohnehin eine nähere Bekanntschaft vorausgesetzt werden durfte, schien es mir zweckdienlicher, die einzelnen Perioden und
Richtungen zusammenzufassen und unter ihren überall gäng und gäben
Bezeichnungen anzuführen. Um aber jeden Vorwurf zu vermeiden, habe
ich die Kreise numeriert und zur Seite einige Namen beigesetzt.
Die Einzeichnung der Heldensage geschah im vierzehnten Jahrhundert und bildet da
ein Nebenkärtchen. Sie hätte streng genommen an den Kopf der Tafel
gehört, wo sie sich aber nicht gut hätte unterbringen lassen. Ein näheres Eingehen
auf die Heldensage selbst und ein Verfolgen ihrer einzelnen Weiterbildungen
durch die Jahrhunderte wäre eine besondere Arbeit gewesen und hätte einer eignen Tafel bedurft, wenn sich halbwegs eine Uebersicht
ermöglichen sollte. Ich habe mich deshalb auf Nennung der Kreise beschränkt mit
Angabe der Hauptgestalten, um welche sich die einzelnen Dichtungen gruppieren.
Die Anordnung des Ganzen teilt sich, soweit durchführbar, dahin, daß der Einfluß
der romanischen und der mit diesen geistig verwandteren Länder auf
die linke Seite, der der germanischen auf die rechte zu stehen kam (vom Ursprung des
Flusses aus gesehen umgekehrt) und jener in helleren, dieser in
dunkleren Farben gehalten wurde. Die Einwirkung des klassischen Altertums, der Antike, welche sich oft genug auf beide verkreuzt, geschieht meist von
rechts aber auch von links, da hier die Darstellung keine strenge Konsequenz einhalten ließ.
Was die Einflußarme anbelangt, so ist ihre Zeichnung, abgesehen von ihrer
verschiedenen Stärke, eine willkürliche und außerhalb der beigegebenen
Chronologie stehende; sie dieser einzuordnen ging nicht an. Die beigeschriebenen
fremden Namen ließen sich wohl verzehnfachen. Ich führte nur diejenigen Dichter
an, von denen eine Hauptwirkung ausging.
Das Hin und Her des Gesamtstroms möchte im großen die zeitweilige Neigung unsrer
Dichtung zu Volks- oder Kunstpoesie andeuten.
Die dann und wann vorkommenden Inseln sind lediglich äußeres Hilfsmittel,
verschiedene Richtungen deutlicher auseinanderzuhalten.
Die sprachliche Einteilung ist durch verschiedene Lineatur am linken Rande
hervorgehoben. Auf dem rechten läuft eine Chronologie unserer Kaiser und Könige,
um flüchtig an die jeweiligen politischen Zustände zu erinnern.
Von einem begleitenden Texte glaubte ich absehen zu dürfen; er wäre
einerseits überflüssig gewesen, und hätte andrerseits wieder, um nicht zur
Hauptsache zu werden, zu wenig bieten müssen. Sollte sich jedoch ein Bedürfnis
nach einem solchen geltend machen, läßt er sich nachtragen. Falls die Umstände
es erlauben, würde sich der Tafel später eine größere Arbeit über das behandelte
Thema anschließen.
Daß manches Datum und manche Linie, namentlich in Bezug auf die
Intensität eines fremden Einflusses, zu bestreiten ist und bestritten werden
wird, darf ich offen einräumen. Auch gegen die Fassung des Ganzen in Konzeption
und Ausführung ließe sich allerlei einwenden, wie z. B. daß die
anfangs betonte Unterscheidung von Volks- und Kunstpoesie nicht auch für die späteren
Jahrhunderte festgehalten wurde, daß die Breite des Hauptstroms keine mathematisch berechnete, und manches andre. Kritische Bemerkungen
werden bei eventueller Neuauflage sorgfältigste Berücksichtigung erfahren, um
eine möglichste Vervollkommnung anzustreben, obgleich diese wohl nie eine absolute
werden wird, da, von allem andern abgesehen, hier wie überall, immer auch die
einzelne subjektive Anschauung ein gewisses jus non appellandi beansprucht.
Stuttgart, 2. Januar 1890.