This is the prototype of a digital edition of Cäsar Flaischlen’s Graphische Litteratur-Tafel. The giant flowchart of German literature was published in 1890 and is an early approach to visualise the historical development of literature.
The chart was transcribed in XML format following the TEI Guidelines. The website merges the tripartite graphic table into a single stream. A list of all mentioned authors can be accessed via an index. We also digitised Flaischlen's preface.
A detailed introdcution to this project can be found on our blog weltliteratur.net.
Die vorliegende Arbeit soll zunächst nur ein Versuch sein: wie der Titel besagt, die Geschichte unsrer deutschen Litteratur und den Einfluß fremder Litteraturen auf ihren Verlauf, vom Beginn einer schriftlichen Ueberlieferung an, durch graphische Darstellung übersichtlich zu machen. Es kann auch nur ein Versuch sein, denn ihre absolute Lösung in derartiger Fassung wäre wissenschaftlich nur möglich in detailliertester Specialzeichnung, und eine solche hinwiederum nur auf Grund endgültig abgeschlossener Resultate umfassendster Quellenforschung. Diese aber steht hier trotz der unvergleichlichen Ergebnisse, zu denen sie in dem kurzen Zeitraum vielleicht der letzten 75 Jahre gekommen ist, doch noch vor vielen Lücken, namentlich was die ältere Zeit anbelangt. Es konnte sich deshalb auch nicht darum handeln, der Stellung jedes einzelnen Dichters gerecht zu werden, oder noch weniger den einzelnen Werken jedes Einzelnen, inwieweit sie diese oder jene fremde Einwirkung aufweisen. Dergleichen graphisch zu fassen in einer Darstellung der Litteratur von ihrem Anfange an, wäre ein ebensolch Ding der Unmöglichkeit, als von einem Zeichner, der eine Straßenperspektive gibt, zu verlangen, er habe auch die innere Architektonik der einzelnen Häuser sichtbar zu machen.
Beim Blick auf ein Ganzes, besonders auf eine ganze Entwickelung verschwindet das Zustandekommen des Einzelnen. Dieses selbst aber ergibt durch vorwaltende Aehnlichkeit oder Verschiedenheit in einer Vielheit von Erscheinungen die Grundstimmung des Gesamtbildes. Man wird den Stil eines Platzes zweifellos allgemein mit Renaissance bezeichnen, auch wenn selbst zwei Fünftel der Gebäude eklektischer Bauart sind. Die Ausnahme, das Verschiedene tritt zurück, wodurch sich eine feste, so oder so getönte Anschauung gestaltet. So kam auch für die nachfolgende Darstellung nur ein der jeweiligen Gegenwart gewissermaßen entfernter und mehr Jahrzehnte überblickender Standpunkt in Betracht. Aus ähnlichen Gründen mußte die Mündung eines Zuflusses da geschehen, wo sich etwa die betreffende fremde Einwirkung in unsrer Litteratur äußert. Daß hierbei nicht mit Monaten gerechnet werden konnte, daß oft Jahre, ja Jahr zehnte streitig waren, braucht kaum bemerkt zu werden. Es lag mir namentlich daran, den Charakter der verschiedenen Perioden hervortreten zu lassen, die größeren Strömungen zu skizzieren, wie sie auftauchen, sich verlaufen oder verdrängt werden. Mathematisch ist dergleichen freilich nicht zu fixieren; denn geistige Bewegungen lassen sich nicht in absolute Zahlen grenzen, es sind Prozesse, keine Produkte, und in fortwährender Umbildung begriffen. So konnte sich auch eine Zeichnung derselben häufig nur an eine mehr oder minder glücklich getroffene Schätzung halten; wird ja doch selbst die strengste Karte von Meeresströmungen z. B. nie absolut nach einzelnen Wellen zu rechnen im stande sein, so wenig als sich eine Isothermen- oder Isonephentabelle nach einzelnen Luftteilchen oder Feldsteinen abzirkeln läßt.
Die Tafel soll vor allem zu einem Ueberblick über das Große und Ganze dienen, zu einer Veranschaulichung des Gesamtverlaufs unserer Dichtung und möchte besonders darüber orientieren, wo die einzelnen Epochen ihre Ideale suchten, woher ihre Befruchtung kam, ob sie sich mit ihrem Geschmacke der Litteratur eines andern Volkes zuneigten, oder aber ob sie sich von einer Nachahmung fremder Art und Weise frei zu machen trachteten. Die Intensität solch jeweiligen Einflusses und sein Verrinnen ist durch zu- und abnehmende Dichtigkeit der Striche dargethan; wo mehrere Geschmacksrichtungen sich geltend machten, erhellt ein Blick auf die Tafel von selbst. Im siebzehnten Jahrhundert z. B. kreuzen sich die verschiedensten Einwirkungen in wirrem Durcheinander und gönnen einer unbeeinflußten Produktion so gut wie keinen Raum, bis nach und nach alle Trübungen sich wieder verarbeiten, versickern, und der Strom sich zu Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts zu ruhiger Klarheit und Reinheit durchwindet.
Auch unsere deutsche Dichtung aber ist wieder nur ein Teil der Weltlitteratur. Wirklich vollständig wäre diese Arbeit daher erst, wenn sich ihr links und rechts eine ähnliche Darstellung wenigstens der französischen und englischen anschlösse, so daß sich ein Gesamtblick ermöglichte über die Wechselwirkungen des ganzen poetischen Lebens dieser drei kulturell bedeutsamsten Völker des modernen Abendlandes, der für eine Darstellung der Weltlitteratur nicht allein von größtem Interesse, sondern auch von grundlegender Wichtigkeit wäre. So trefflich und dankenswert alle Werke, welche eine Geschichte der Weltlitteratur geben, und so anerkennenswert das Bestreben ihrer Autoren, einen Zusammenhang festzustellen, so fehlt dabei doch immer der große alles unter sich einende Horizont eines allgemeinen, wenn auch verschieden beleuchteten Firmaments. In all diesen Werken sind die einzelnen Litteraturen fast immer einzeln behandelt, abgesehen von meist nur als Nebensache bemerkten Beziehungen, und nicht als das, was sie sind, als Teile, Bruchstücke einer ganzen, obwohl auf- und niederschwankenden, doch stetig fortschreitenden Menschheitsentwickelung in dichterischem Ausdruck. Wenn irgend etwas, so zeigt die Dichtung eines Volkes dessen wahrstes, tiefinnerstes Seelenleben, sein Ideal und seine Kultur; die politische Geschichte desselben dagegen mehr das Ringen, diesem gerecht zu werden, es zu verwirklichen. Daß dabei das eine Moment gegen das andre zeitweilig vorauseilt oder zurücktritt, erklärt sich aus denselben natürlichen Bedingungen, unter denen sich dieser Kampf zwischen Ideal und Wirklichkeit im einzelnen Individuum abspielt. Die Resultate einer derartigen Zusammenfassung wären bedeutend genug. Dann aber Verlieren alle Darstellungen der Weltlitteratur auch dadurch wieder ziemlich an Faßlichkeit, daß, wie dies allerdings nicht anders geht, die einzelnen Völker eben nacheinander behandelt werden müssen. — Im allgemeinen jedoch mangelt ebenso auch unsern nur deutschen Lehr- und Schul-Litteraturgeschichten ein das Ganze zwingender Gesichtspunkt. Sie geben die äußeren Thatsachen und Daten, aber ohne Uebersichtlichkeit, ohne Entwickelung. Mit bloßem Zusammenfassen und Nebeneinanderstellen der einzelnen Perioden und Bewegungen ist, namentlich dem Lernenden, nicht viel geholfen; wenn er bei Herder angelangt ist, findet er nicht mehr zu Veldeke zurück. Es fehlt ein Faden, der durch das Ganze leitet und eine Orientierung ermöglicht. Scherer versuchte ein Solches mit seiner Wellentheorie. Mag dieselbe immerhin auch mehr phantastisch als objektiv-wissenschaftlich sein, so wird sie doch jedem, der sie sich ein einziges Mal klar gemacht, treu im Gedächtnis haften und ein fester Maßstab sein. Es ist dabei dies eine schwerwiegende Moment, das eben nicht als bloß zu verlachende Phantasie anzusehen ist: daß diese Theorie, wenn schon mit Zwang, doch das ganze große Gebiet unter einen einheitlichen Gedanken spannt, und so eine Uebersicht gestattet, die sonst eben nicht da ist. Was er gewollt, war schließlich dasselbe, wenn die Parallele erlaubt ist, was für die Sprache Grimm durch sein Gesetz der Lautverschiebung gefunden hat.
Es mag überraschend sein, wie viel fremde Elemente in unsrer Dichtung wirksam wurden und waren; dabei aber darf nicht vergessen werden, daß ein Strom nicht bloß Oberfläche hat, sondern auch Tiefgang und diese fremden Elemente nach ihrer Einmündung nicht solche blieben, so wenig, als etwa die Mosel bei ihrem Einfluß in den Rhein Mosel bleibt, sondern sich sofort vermischten und dadurch eine zeitweilige Färbung des Hauptflusses veranlaßten, die sich aber allmählich verlief. Unsere Dichtung ist deshalb nicht weniger unsere Dichtung und nicht weniger deutsch; der Rhein wird immer der Rhein sein und nicht bloß dem Namen nach, obgleich er sich nur aus den Gewässern von hundert andern Bächen und Flüssen zusammensammelt und vertrocknen würde, falls diese versiegten. Wenn Gottfried von Straßburg z. B. zu An fang des dreizehnten Jahrhunderts auch nach dem Französischen des Thomas von Bretagne schrieb, Wolfram von Eschenbach meist nach Chrêtien de Troyes arbeitete, so sind Tristan und Parzival demungeachtet unser geistiges Eigentum und verliert weder jener noch dieser an historischer Bedeutung, denn sie schufen Vorbilder, an welche spätere Zeiten, der fremden Quelle vergessend, nun unmittelbar anknüpfen konnten. Auch galt ja der Satz, daß ein selbstständig schöpferisches Hervorbringen der Dichter des Mittelalteiss völlig fremd gewesen sei, nie in der schroffen Unbedingtheit, die er auszudrücken scheint: als ob alle jene Dichter nichts weiter als mechanische Uebersetzer gewesen.
Der Weg, auf welchem fremde Stoffe, Ideen und Anschauungen bei uns Eingang fanden und von Einfluß wurden, ist allerdings keineswegs immer der gleiche. Tritt dabei das eine Mal mehr die politisch-soziale Verbindung der beiden Völker in den Vordergrund, ist ein anderes Mal die Einwirkung vorwiegend bloß litterarischer Natur; doch verkettet sich beides meist so eng, daß eine Trennung fast umnöglich ist. So erzieht sich in den Kreuzzügen unser bis dahin schwerfälliges und unbeholfenes Ritterwesen nach dem Muster des französischen ganz und gar zu dessen feineren Lebens- und Gesellschaftsformen, wodurch dann auch die aufs engste damit verbundene und ebenso schon weit selbständigere und ausgebildetere französische Litteratur den nachhaltigsten Einfluß gewinnt. Dieser aber ist in vielem wieder ein völlig andrer als die Einwirkung, welche, abgesehen von der veränderten ästhetischen Anschauung, sechshundert Jahre später etwa Diderot auf Lessing hatte, oder als der Einfluß, von welchem Shakespeare auf diesen wurde. Soll ein Unterschied herausgeklügelt werden, so dürfte sich vielleicht im allgemeinen unsre Litteratur in den älteren Perioden den fremden Beeinflussungen gegenüber etwas passiver, in den neueren aktiver entpfangend verhalten.
Wenn aber ferner z. B. zur Sturm- und Drangzeit des vorigen Jahrhunderts, in der vorwiegend französischer und englischer Einfluß sich geltend macht, die tabellarsische Zeichnung nur ein schwaches Durchschimmern reindeutscher Dichtung bemerken läßt, so ist dies doch auch nicht zu fassen, als ob nun von A bis Z jeder, der überhaupt schrieb, Rousseau oder Shakespeare excerpiert und nachgeahmt hätte; es ist nur die ganze Periode, welche sich so charakterisiert. Die Tafel hat ein derartige Irrtümer ausschließendes Bekanntsein mit unsrer Litteratur zur ersten, selbstverständlichen Voraussetzung. Goethe blieb nicht sein ganzes Leben lang in dem Ideenkreise, aus dem er seinen Werther herausschuf, und in Schillers Wallenstein wurden ganz andre Bedingungen wirksam, als etwa in Kabale und Liebe. Im großen und ganzen habe ich die einzelnen Namen in der Zeit angegeben, welche für die betreffenden Träger derselben ungefähr den durchschnittlichen Höhepunkt des Schaffens kennzeichnet. Mag ein solches Verfahren anzufechten sein, so kann ihm, wie ich glaube, doch nicht der Vorwurf der Willkür gemacht werden. Dem einzelnen Dichter seine richtige Stellung innerhalb des Flusses anzuweisen, in wie weit er unter diesem oder jenem Einfluß steht, muß dem überlassen bleiben, der sich des Näheren damit beschäftigt hat, der da weiß, daß Walter von der Vogelweide z. B. nicht mit den Nachahmern der provençalischen Lyrik geht, sondern daß er gerade, im Gegensatz zu diesen, einer reindeutschen Lyrik Bahn bricht. Aus der Zeichnung kann sowohl das eine als das andre erlesen werden, doch ist einem leichteren Zurechtfinden durch möglichst genauen Druck an der entsprechenden Stelle entgegengekommen. Nur bei den hervorragendsten Ver tretern unserer zweiten klassischen Blütezeit mußte von dem Gesagten abgewichen werden, da sie eine Entwickelung durchmachten, die bei Dichtern früherer Perioden in diesem Maße beinahe nie zu finden ist. Ich bezeichnete daher bei ihnen vermittelst kleiner Zahlen nur den erfolgreichen Anfang ihres Schaffens.
Für den Fachmann sind diese Andeutungen unnötig, für den Laien dürften sie genügen. Es ist freilich stets eine mißliche Sache, diesen zwei Parteien gerecht werden zu wollen; dennoch hoffe ich, daß es mir wenigstens in der Hauptsache gelungen, das beiderseitige Interesse zu konzentrieren.
Die Trümmer der gotischen Litteratur wurden nicht berücksichtigt, da sie sich auf Ulfilas Bibelübersetzung; Bruchstücke eines Kommentars zum Evangelium Johannis, die sogenannte Skeireins; ein paar Urkunden und ein Kalenderblatt beschränken. Die Tafel hätte dadurch nur eine zwecklose Vergrößerung erfahren. Außerdem bildet das Gotische wohl die älteste Ueberlieferung unserer germanischen Sprache, steht aber doch nicht in un mittelbarem Zusammenhang mit dem Althochdeutschen. Im allgemeinen habe ich nur die bedeutenderen Denkmäler angeführt. Sämtliche Titel und Namen zu bemerken, hätte die Uebersicht beeinträchtigt und wäre unnützes Beiwerk gewesen. Der Fachmann kann, was zu seinem Zwecke fehlt, leicht einzeichnen, wenn ihm an Vollständigkeit liegt. Diese wäre gewiß allgemein wünschenswert gewesen, mußte aber im Hinblick auf das Ganze unterbleiben. Die einzelnen Kreise benennen die beigegebenen Umschriften zur Genüge. Besonders für die neuere und neueste Zeit wäre es fast unmöglich gewesen, alle Namen zu nennen, selbst nur die hervorragenden. Da aber für diese Jahrhunderte ohnehin eine nähere Bekanntschaft vorausgesetzt werden durfte, schien es mir zweckdienlicher, die einzelnen Perioden und Richtungen zusammenzufassen und unter ihren überall gäng und gäben Bezeichnungen anzuführen. Um aber jeden Vorwurf zu vermeiden, habe ich die Kreise numeriert und zur Seite einige Namen beigesetzt.
Die Einzeichnung der Heldensage geschah im vierzehnten Jahrhundert und bildet da ein Nebenkärtchen. Sie hätte streng genommen an den Kopf der Tafel gehört, wo sie sich aber nicht gut hätte unterbringen lassen. Ein näheres Eingehen auf die Heldensage selbst und ein Verfolgen ihrer einzelnen Weiterbildungen durch die Jahrhunderte wäre eine besondere Arbeit gewesen und hätte einer eignen Tafel bedurft, wenn sich halbwegs eine Uebersicht ermöglichen sollte. Ich habe mich deshalb auf Nennung der Kreise beschränkt mit Angabe der Hauptgestalten, um welche sich die einzelnen Dichtungen gruppieren.
Die Anordnung des Ganzen teilt sich, soweit durchführbar, dahin, daß der Einfluß der romanischen und der mit diesen geistig verwandteren Länder auf die linke Seite, der der germanischen auf die rechte zu stehen kam (vom Ursprung des Flusses aus gesehen umgekehrt) und jener in helleren, dieser in dunkleren Farben gehalten wurde. Die Einwirkung des klassischen Altertums, der Antike, welche sich oft genug auf beide verkreuzt, geschieht meist von rechts aber auch von links, da hier die Darstellung keine strenge Konsequenz einhalten ließ.
Was die Einflußarme anbelangt, so ist ihre Zeichnung, abgesehen von ihrer verschiedenen Stärke, eine willkürliche und außerhalb der beigegebenen Chronologie stehende; sie dieser einzuordnen ging nicht an. Die beigeschriebenen fremden Namen ließen sich wohl verzehnfachen. Ich führte nur diejenigen Dichter an, von denen eine Hauptwirkung ausging.
Das Hin und Her des Gesamtstroms möchte im großen die zeitweilige Neigung unsrer Dichtung zu Volks- oder Kunstpoesie andeuten.
Die dann und wann vorkommenden Inseln sind lediglich äußeres Hilfsmittel, verschiedene Richtungen deutlicher auseinanderzuhalten.
Die sprachliche Einteilung ist durch verschiedene Lineatur am linken Rande hervorgehoben. Auf dem rechten läuft eine Chronologie unserer Kaiser und Könige, um flüchtig an die jeweiligen politischen Zustände zu erinnern.
Von einem begleitenden Texte glaubte ich absehen zu dürfen; er wäre einerseits überflüssig gewesen, und hätte andrerseits wieder, um nicht zur Hauptsache zu werden, zu wenig bieten müssen. Sollte sich jedoch ein Bedürfnis nach einem solchen geltend machen, läßt er sich nachtragen. Falls die Umstände es erlauben, würde sich der Tafel später eine größere Arbeit über das behandelte Thema anschließen.
Daß manches Datum und manche Linie, namentlich in Bezug auf die Intensität eines fremden Einflusses, zu bestreiten ist und bestritten werden wird, darf ich offen einräumen. Auch gegen die Fassung des Ganzen in Konzeption und Ausführung ließe sich allerlei einwenden, wie z. B. daß die anfangs betonte Unterscheidung von Volks- und Kunstpoesie nicht auch für die späteren Jahrhunderte festgehalten wurde, daß die Breite des Hauptstroms keine mathematisch berechnete, und manches andre. Kritische Bemerkungen werden bei eventueller Neuauflage sorgfältigste Berücksichtigung erfahren, um eine möglichste Vervollkommnung anzustreben, obgleich diese wohl nie eine absolute werden wird, da, von allem andern abgesehen, hier wie überall, immer auch die einzelne subjektive Anschauung ein gewisses jus non appellandi beansprucht.
Stuttgart, 2. Januar 1890.